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Kampfkunst ist mehr als nur kämpfen – es ist Charakterbildung

Ulf Ahlbrecht • 6. Juli 2025

Als erfahrener Kampfkunsttrainer mit vielen Jahren auf der Matte habe ich aus erster Hand erlebt, dass Kampfkunst weit über das Erlernen von Tritten und Schlägen hinausgeht. Natürlich verbessern Schüler im Training ihre Körperbeherrschung und Selbstverteidigungsfähigkeiten. Doch was mich als Lehrer am meisten fasziniert, ist die Veränderung in ihrem Charakter. Bereits Gichin Funakoshi, der Begründer des modernen Karate, betonte: "Das ultimative Ziel des Karate liegt nicht im Sieg oder in der Niederlage, sondern in der Vervollkommnung des Charakters".


Diese Philosophie spiegelt sich in jedem Training wider: Kampfkunst ist in meinen Augen vor allem Charakterbildung.

Disziplin und Respekt – die ersten Lektionen

Wenn neue Schüler in mein Dojo kommen – egal ob Kinder oder Erwachsene – stehen Disziplin und Respekt ganz oben auf dem Lehrplan. Noch bevor der erste Fauststoß geübt wird, lernen Anfänger einfache Rituale: das respektvolle Verbeugen beim Betreten und Verlassen der Trainingshalle, das aufmerksame Zuhören, wenn der Trainer erklärt, und das konzentrierte Ausführen der Übungen. Diese klaren Strukturen und Routinen helfen insbesondere Anfängern, sich zu orientieren – sie wissen genau, was von ihnen erwartet wird, und können sich daran entlang hangeln

Für viele ist es zunächst ungewohnt, sich an strikte Regeln zu halten, aber schon nach wenigen Wochen sehe ich große Veränderungen: Die Schüler erscheinen pünktlich, ihre Uniform (Gi) ist sauber und ordentlich, und sie sprechen die Trainer respektvoll mit "Sensei" oder dem entsprechenden Titel an. Jedes Mal, wenn wir das Dojo betreten, verbeugen wir uns voreinander – ein Zeichen des gegenseitigen Respekts, das sich in kleinen Gesten äußert

Im Dojo werden Werte wie Respekt und Disziplin vom ersten Tag an gelebt. Rituale wie das Verbeugen beim Trainingsbeginn schaffen eine Atmosphäre von Achtsamkeit und Wertschätzung. Gerade jüngere Schüler testen anfangs gerne Grenzen aus. Doch statt mit strengen Worten allein zu reagieren, zeige ich als Trainer Geduld und lebe die Werte vor. Ich erinnere mich an einen siebenjährigen Schüler, der anfangs kaum still stehen konnte und ständig dazwischenrief. Durch klare Regeln, aber auch durch Lob für jede gemeisterte Aufgabe, lernte er Schritt für Schritt, sich zu beherrschen. Nach ein paar Monaten konnte derselbe Junge am Ende der Stunde ruhig im Kniesitz verharren und den Anweisungen konzentriert folgen. Dieses Verhalten überträgt sich oft auch nach außen: Eltern berichten mir, dass ihre Kinder plötzlich auch in der Schule längere Zeit stillsitzen und sich besser konzentrieren können. Disziplin im Dojo führt zu Disziplin im Alltag

Auch Respekt lernt man im Training fürs Leben: Indem meine Schüler lernen, jeden Trainingspartner und Gegner mit Höflichkeit zu behandeln, entwickeln sie ein Verständnis für Fairness und Empathie. Ich sehe oft, wie ein sonst impulsives Kind durch das Training rücksichtsvoller mit seinen Mitschülern umgeht. Werte wie Höflichkeit und Rücksichtnahme werden auf der Matte ganz praktisch erfahrbar, zum Beispiel wenn ein Stärkerer lernt, sich bei Partnerübungen zu zügeln, um den anderen nicht zu verletzen. Diese Lektionen in Sachen Respekt und Selbstkontrolle prägen den Charakter nachhaltig.

Selbstverantwortung: Eigeninitiative und Durchhaltevermögen

Mit fortschreitendem Training wachsen die Anforderungen – und mit ihnen die Eigenverantwortung der Schüler. Spätestens wenn die erste Gürtelprüfung ansteht, merken die meisten: ihren Fortschritt haben sie selbst in der Hand. Ich lege als Lehrer Wert darauf, dass jeder versteht, dass er oder sie für das eigene Lernen verantwortlich ist. Das bedeutet zum Beispiel, Übungen auch zuhause zu wiederholen, auf den eigenen Körper zu achten und ehrlich mit sich selbst zu sein, wenn etwas noch nicht beherrscht wird.


Wer diese Selbstverantwortung annimmt, macht schneller Fortschritte und entwickelt einen gesunden Ehrgeiz.

Ich habe erlebt, wie Schüler anfangen, sich selbst Ziele zu setzen – sei es, eine Technik bis zur nächsten Woche zu verbessern oder außerhalb des Unterrichts an Kondition und Beweglichkeit zu arbeiten. In unserem Dojo sehen Anfänger auch fortgeschrittene Schüler als Vorbilder, die durch harte Arbeit über Jahre hinweg ihre Techniken gemeistert haben.

Dieses Lernen am Modell motiviert ungemein: „Wenn der das geschafft hat, dann schaffe ich es auch!“ Selbstverantwortung zeigt sich auch darin, wie Schüler mit Rückschlägen umgehen.


Nicht jede Prüfung wird beim ersten Mal bestanden, nicht jeder Kampf wird gewonnen. Ich erinnere mich an eine Jugendliche, die ihre Prüfung zum Grün-Gurt beim ersten Versuch nicht bestanden hatte. Natürlich war die Enttäuschung groß – doch anstatt aufzugeben, erschien sie in der folgenden Woche noch motivierter zum Training. Sie fragte gezielt nach Feedback, übte die schwierigen Passagen der Kata jeden Tag zu Hause und holte sich Rat bei erfahreneren Sportlern. Drei Monate später legte sie die Prüfung mit Bravour ab. Dieser Prozess hat ihr nicht nur den Gürtel eingebracht, sondern vor allem gezeigt, dass sie durch eigenes Engagement und Durchhaltevermögen ihre Ziele erreichen kann. Solche Erfolgserlebnisse, die aus Selbstverantwortung und Fleiß resultieren, stärken das Selbstbewusstsein ungemein.


Fortgeschrittene Schüler übernehmen in unserem Dojo oft zusätzliche Verantwortungsrollen. Einige werden Assistenztrainer und helfen den Jüngeren bei den Grundlagen. Andere organisieren Trainingsgeräte oder achten darauf, dass neue Mitglieder sich willkommen fühlen. Besonders beeindruckend ist die Entwicklung mancher Teenager, die im Kindesalter sehr schüchtern begonnen haben: Nach mehreren Jahren Training stehen sie plötzlich vorne und leiten Aufwärmprogramme oder erklären Übungen selbstbewusst der Gruppe. In einer befreundeten Kampfkunstschule in Zürich beobachtete man ähnliche Veränderungen: Jugendliche, die früher kaum ein Wort herausbrachten, wurden nach rund acht Jahren Training zu selbstbewussten Assistenzlehrern, die sogar eigene Klassen anleiten. Diese jungen Erwachsenen haben durch die Kampfkunst gelernt, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und für andere.

Mentale Stärke: Über sich hinauswachsen

Kampfkünste stellen die Schüler immer wieder vor physische und mentale Herausforderungen. Ein intensives Sparring oder das Erlernen einer komplexen Kata erfordert nicht nur Korpereinsatz, sondern auch mentale Stärke. Im Training lernen die Schüler, ihre Grenzen auszutesten und Schritt für Schritt zu erweitern. Anfangs kostet es Überwindung, sich einem erfahreneren Partner im freien Kampf zu stellen oder nach einem Treffer wieder aufzustehen. Doch mit jeder überstandenen Herausforderung wächst das innere Vertrauen: Ich schaffe das! Diese innere Widerstandskraft – Resilienz genannt – ist ein Kernbestandteil der mentalen Stärke.



Herausforderung Sparring: Hier zeigt sich, wie viel mentale Stärke in einem Schüler steckt. Durch körperliche Anstrengung und gegenseitigen Respekt lernen beide Partner, ihre Emotionen zu kontrollieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein wichtiger Aspekt der mentalen Schulung ist das Lernen von Geduld und Konzentration. Heutzutage sind viele es gewohnt, auf Knopfdruck Erfolge zu sehen. Die Kampfkunst lehrt jedoch das Gegenteil: wahres Meistertum braucht Zeit. Es kann Monate dauern, bis ein bestimmter Tritt perfekt sitzt, oder Jahre, um innere Ruhe in jeder Situation zu bewahren. Diese Ausdauer zahlt sich aus. Ich habe Schüler gesehen, die anfänglich schnell frustriert waren, wenn etwas nicht sofort klappte. Durch das beständige Training lernen sie, mit Frustration umzugehen und dran zu bleiben. Sie entwickeln Durchhaltevermögen und eine Haltung, in der Rückschläge nicht als Scheitern, sondern als Lernchancen gesehen werden. So lernt ein Kampfsportler, auch in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren und seine Emotionen zu kontrollieren. Das gilt für den Kampf auf der Matte ebenso wie für Herausforderungen im Alltag.


Darüber hinaus fördert das Training eine positive Geisteshaltung. Indem man ständig an sich arbeitet, kleine Fortschritte macht und eigene Grenzen überwindet, stellt sich ein gesundes Selbstvertrauen ein. Die Philosophie vieler Kampfkünste betont Werte wie Respekt, Bescheidenheit und Ehrlichkeit, die mit der physischen Schulung einhergehen.


Mentale Stärke bedeutet nämlich nicht nur, mutig oder furchtlos zu sein, sondern auch, die eigenen Schwächen ehrlich anzuerkennen und an ihnen zu arbeiten. Ein Schüler, der Angst vor dem Freikampf hatte, gestand sich diese Furcht eines Tages ein und bat mich um Hilfe. Gemeinsam entwickelten wir einen Trainingsplan, bei dem er sich langsam steigerte: zuerst Üben mit Schlagpolstern, dann leichte Partnerdrills, später kontrolliertes Sparring. Mit jeder Einheit wuchs sein Mut. Schließlich stellte er sich im internen Turnier dem freien Kampf und überwand seine Angst. Dieser Triumph über sich selbst war wichtiger als der Sieg im Turnier – er hatte mentale Stärke gewonnen.

Vom Dojo ins wirkliche Leben: Wirkung im Alltag

Die wahren Früchte der Kampfkunst zeigen sich oft außerhalb des Dojos. Es erfüllt mich als Lehrer mit Stolz, wenn Eltern mir erzählen, dass ihr Kind dank des Trainings plötzlich Ordnung in seinem Zimmer hält oder in der Schule konzentrierter mitarbeitet. Erwachsene Schüler berichten mir, dass sie im Berufsleben stressige Situationen gelassener angehen und Konflikte konstruktiver lösen können. Die Disziplin, die auf der Matte erlernt wurde, überträgt sich direkt auf den Arbeitsalltag: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, über längere Zeit an einem Ziel zu arbeiten, werden zur zweiten Natur. Eine Kampfkunstschule in meiner Nähe beschreibt es treffend: Die im Training erlernte Disziplin fördert eine positive Arbeitseinstellung und wirkt sich auf Schule und Hausaufgaben aus.



Genauso werden die erlernten Werte von Respekt und Höflichkeit nach außen getragen – sei es im Umgang mit Lehrern, Kollegen oder Familienmitgliedern. Wer gelernt hat, seinem Trainingspartner mit Respekt zu begegnen, wird auch eher seine Mitmenschen respektvoll behandeln.


Auch Selbstverantwortung macht nicht am Dojo-Tor Halt. Ich kenne Jugendliche, die durch das Kampfsporttraining ein ganz neues Verantwortungsbewusstsein entwickelt haben: Plötzlich organisieren sie ihren Tagesablauf besser, weil sie Training, Schule und Freizeit unter einen Hut bekommen wollen. Sie erkennen, dass ihr Handeln Konsequenzen hat – wer für die Prüfung nicht lernt (sei es die Gürtelprüfung oder der Mathetest), der spürt die Folgen. Diese Einstellung hilft ungemein im weiteren Leben, ob im Studium oder im Job.


Nicht zuletzt steigert das körperliche und geistige Training das Selbstbewusstsein. Ein Jugendlicher, der früher gemobbt wurde, tritt plötzlich viel selbstsicherer auf und strahlt aus, dass er sich im Notfall verteidigen kann – oft reicht schon diese Ausstrahlung, um erst gar nicht zum Mobbing-Opfer zu werden. Andere erzählen, dass sie durch die Kampfkunst lernen, sich Ziele zu setzen und dranzubleiben, was ihnen auch beruflich hilft. Ein früherer Schüler von mir sagte einmal: "Früher habe ich beim kleinsten Problem aufgegeben; heute weiß ich, wie ich es anpacken kann." Solche Rückmeldungen zeigen, dass die Matte ein Trainingsfeld fürs ganze Leben ist.

Persönliches Fazit

Als Lehrer bin ich überzeugt, dass die wichtigste Prüfung im Dojo nicht die nächste Gürtelprüfung oder der nächste Wettkampf ist, sondern die Prüfung unseres Charakters. Jeden Tag, den meine Schüler zum Training erscheinen, arbeiten sie daran, eine bessere Version ihrer selbst zu werden – ein Stück disziplinierter, respektvoller, verantwortungsbewusster und mental stärker. Die Techniken des Kampfes sind lediglich das Werkzeug, mit dem wir an uns selbst schmieden. Am Ende des Tages geht es nicht darum, wie viele Kämpfe man gewinnt, sondern welchen persönlichen Fortschritt man gemacht hat.


Die größte Belohnung für mich als Trainer ist nicht, einen Wettkampf-Champion hervorzubringen, sondern miterleben zu dürfen, wie aus schüchternen Anfängern selbstbewusste, verantwortungsvolle Menschen werden. Kampfkunst ist weit mehr als nur Kämpfen – sie ist ein Weg, Charakter zu formen und Lebenswerte zu vermitteln, die innerhalb und außerhalb des Dojos Bestand haben.

von Ulf Ahlbrecht 1. Juli 2025
Traditionelle Muay-Thai-Stile (Muay Boran) 
von Ulf Ahlbrecht 24. Juni 2025
Als langjähriger Kampfsportler, professioneller Coach und Manager habe ich im Laufe der Jahre unzählige Gespräche mit Menschen geführt, die sich für Kampfsport interessieren – aber oft von falschen Vorstellungen abgeschreckt werden. Ob im Personal Training, in den Medien, im privaten Umfeld oder beim Austausch mit Führungskräften: Immer wieder begegnen mir dieselben Vorurteile. In diesem Beitrag möchte ich mit den 7 größten Missverständnissen über Kampfsport aufräumen – und dir zeigen, warum diese Disziplin für jeden wertvoll sein kann.
von Ulf Ahlbrecht 17. Juni 2025
Viele fragen mich: „Wie werde ich schneller, explosiver, reaktionsstärker?“ Und meine Antwort lautet fast immer gleich – auch wenn sie zunächst überrascht: Trainiere langsam. Denn echte Schnelligkeit beginnt nicht mit Tempo, sondern mit Kontrolle. Wer langfristig Leistung steigern will, muss zuerst die Technik beherrschen – sauber, präzise und bewusst. Genau das ist eines der zentralen Prinzipien: Präzision kommt vor Geschwindigkeit.
von Ulf Ahlbrecht 10. Juni 2025
Was kann man mit nur 2,5 cm Bewegung erreichen? Wenn du Bruce Lee heißt: eine Wucht entfesseln, die Menschen meterweit zurückschleudert. Der sogenannte One Inch Punch ist eine der berühmtesten Techniken des legendären Kampfkünstlers Bruce Lee – und gleichzeitig ein Paradebeispiel für Effizienz, Körperbeherrschung und biomechanisches Verständnis.
von Ulf Ahlbrecht 5. Juni 2025
Warum Wasser? Die physikalische Grundlage Wasser besitzt eine etwa 800-mal höhere Dichte als Luft. Jede Bewegung im Wasser erzeugt daher einen gleichmäßigen Widerstand in alle Richtungen (isotonisch-isometrische Beanspruchung). Zudem wirken der Auftrieb und die hydrostatische Kompression stabilisierend und kreislaufunterstützend – und entlasten gleichzeitig Gelenke und Bandstrukturen. Neurophysiologische Vorteile für den MMA-Kämpfer Maximale Muskelkontrolle durch verlangsamte Bewegungen Der erhöhte Widerstand zwingt zu präziser, kontrollierter Ausführung. Das fördert die intramuskuläre Koordination und reduziert ineffiziente Bewegungsmuster. Verbessertes Atemmanagement unter Hypoxie Apnoe-Phasen beim Unterwassertraining simulieren einen temporären Sauerstoffmangel (Hypoxie), der die Fähigkeit verbessert, unter anaeroben Bedingungen zu arbeiten – wie es in späten Runden eines Fights erforderlich ist. Mentale Resilienz durch kontrollierte Stressbelastung Der eingeschränkte Luftzugang und die sensorische Reizveränderung im Wasser fördern die Fähigkeit, kognitiv ruhig zu bleiben – auch bei physiologischer Erschöpfung. Kardiopulmonale Effekte Erhöhte Herzfrequenzvariabilität (HRV) durch Druckveränderungen Verbesserung des VO₂max bei Kombination mit Intervallprotokollen Aktivierung der tiefliegenden Atemmuskulatur durch erhöhten Einatemwiderstand Funktioneller Transfer: Vom Wasser in den Cage Die im Wasser erworbene Kontrolle, Ökonomie und Atemeffizienz lassen sich direkt auf das MMA übertragen – insbesondere auf: Clinch-Situationen mit hoher statischer Belastung Bodenkampf, bei dem Druckphasen langanhaltend sind Late Round Performance, in der konditionelle Unterschiede entscheidend werden Legendary Knowledge – Wissenschaft trifft Kampfgeist Weil echte Leistung nicht nur durch Wiederholung entsteht – sondern durch intelligente Reize und ganzheitliche Planung.
von Ulf Ahlbrecht 21. Mai 2025
Silat ist eine ebenso alte wie faszinierende Kampfkunst, die aus den Ländern Südostasiens stammt – vor allem aus Indonesien, Malaysia, aber auch Brunei, Singapur und Teilen der südlichen Philippinen. In ihrer ursprünglichen Form ist Silat kein Sport, sondern ein ganzheitliches System aus Selbstverteidigung, Körpertraining, spiritueller Schulung und kultureller Identität. Es gibt nicht das eine Silat – sondern hunderte von Stilen, die sich je nach Region, Tradition und Lehrer stark unterscheiden. Dennoch teilen sie viele Prinzipien: fließende Bewegungen, das bewusste Arbeiten mit der eigenen Körperstruktur, Taktiken zur Manipulation von Gleichgewicht und Energiefluss sowie ein starker Bezug zur Natur und Spiritualität.
von Ulf Ahlbrecht 8. Mai 2025
Panantukan, oft auch als philippinisches Boxen bezeichnet, ist ein faszinierendes, aber in Europa noch wenig bekanntes System der waffenlosen Selbstverteidigung. Ursprünglich aus den Philippinen stammend, entwickelte sich Panantukan in engem Zusammenhang mit den bewaffneten Kampfkünsten wie Eskrima, Arnis oder Kali. Während diese für ihre Messerkunst berühmt sind, ist Panantukan die waffenlose Schwesterdisziplin – doch genauso präzise, effektiv und kompromisslos.
von Ulf Ahlbrecht 4. Mai 2025
Warum der Stil allein nicht mehr reicht? Ich habe selbst mit Boxen angefangen. Danach kamen BJJ, Muay Thai, Ringen – du kennst das Spiel. Aber erst als ich begonnen habe, die Grenzen zwischen den Disziplinen aufzulösen, habe ich Fortschritte gesehen – bei mir und bei meinen Athleten. Ein harter Lowkick ist stark – aber was, wenn der Gegner dich sofort runterzieht? Ein Double-Leg Takedown ist klasse – aber was, wenn dein Kopf auf einem Ellenbogen landet? Ein Triangle-Choke ist tödlich – aber nur, wenn du es in der Hitze eines Ground-and-Pound-Sturms kontrollieren kannst. Integration statt Addition Viele denken, MMA bedeutet, einfach mehrere Stile zu „lernen“. Boxen montags, Ringen mittwochs, Jiu-Jitsu am Freitag. Aber so funktioniert das nicht. Was du brauchst, ist Verbindung. Techniken, die ineinandergreifen. Bewegungen, die ohne Brüche vom Stand zum Boden, vom Grappling zum Striking führen. Ich trainiere meine Kämpfer so, dass sie nicht in Stil-Schubladen denken, sondern in Situationen: Wie komme ich nach einem Schlagabtausch direkt in den Clinch? Wie sichere ich meine Top-Control gegen explosive Gegner? Wie nutze ich BJJ nicht nur zum Submittieren – sondern zum Überleben? JKD-Mentalität im modernen Kontext Was mich dabei immer begleitet, ist die Philosophie von Bruce Lee. Jeet Kune Do war nie ein System – es war eine Haltung. „Nimm, was funktioniert. Lass weg, was nicht. Mach’s zu deinem Eigenen.“ Und genau das gilt heute mehr denn je. In einem Sport, der sich ständig verändert, musst auch du dich ständig anpassen. Fazit: Der Sieger ist, wer verbindet Ich habe viele Athleten gesehen, die in ihrer Komfortzone glänzen – und genau dort verlieren. Der wahre Champion denkt nicht in Disziplinen, sondern in Lösungen. Wenn du MMA wirklich meistern willst, dann hör auf, ein Boxer zu sein, der auch BJJ kann. Werde ein kompletter Kämpfer, der in jeder Phase des Kampfes zuhause ist. 📩 Du willst mehr über mein Training oder Coaching erfahren? Schreib mir – oder komm direkt auf die Matte. Denn eins ist sicher: Im Käfig zählt nicht, was du gelernt hast. Es zählt, was du nutzen kannst.
von Ulf Ahlbrecht 1. Mai 2025
Jeet Kune Do in der modernen Kampfsportwelt: Philosophie, Technik und Wettkampfstrategien In der heutigen Welt des Kampfsports, die geprägt ist von disziplinierten Systemen wie MMA, BJJ, Muay Thai und Kickboxen, fällt es leicht, traditionelle oder philosophisch geprägte Ansätze wie Jeet Kune Do (JKD) zu übersehen. Doch Bruce Lees revolutionäre Kampfkunst hat auch im modernen Kontext viel zu bieten – nicht nur als Stil, sondern als Denkweise. Was ist Jeet Kune Do? Jeet Kune Do, übersetzt „Der Weg der abfangenden Faust“, wurde von Bruce Lee in den späten 1960er-Jahren entwickelt. Es handelt sich weniger um einen festen Kampfstil, sondern vielmehr um ein Konzept, das darauf abzielt, das Unnötige zu verwerfen und nur das zu behalten, was effektiv ist. Lee selbst sagte: „Absorb what is useful, discard what is not, add what is uniquely your own.“ JKD ist geprägt von Prinzipien wie: Schnelligkeit und Effizienz Direktheit und Einfachheit Anpassungsfähigkeit Körpermechanik und Timing Strategisches Denken Diese Philosophie ist besonders relevant in einem Kampfumfeld, das sich ständig weiterentwickelt. JKD im modernen Kampfsport In einer Zeit, in der Mixed Martial Arts (MMA) als Inbegriff von „effektivem Kämpfen“ gilt, stellt sich die Frage: Wo steht JKD heute? Und wie lässt es sich in modernen Wettkämpfen anwenden? 1. Konzepte über Techniken JKD legt weniger Wert auf starre Techniken und mehr auf Prinzipien wie „Intercepting“ – den Gegner im Angriff zu stören, bevor sein Schlag zum Ziel kommt. Dieses Prinzip findet sich auch im modernen Striking wieder, besonders bei Kämpfern, die viel mit Kontertechniken arbeiten. 2. Beweglichkeit und Distanzmanagement Bruce Lees Fokus auf Beweglichkeit, „Footwork“ und Distanzkontrolle ist ein zentraler Punkt im heutigen MMA. Viele Top-Kämpfer – von Lyoto Machida bis Stephen Thompson – nutzen eine vergleichbare Strategie, um Gegner auf Distanz zu halten oder gezielt in Konter zu laufen. 3. Cross-Training und Anpassungsfähigkeit Lee war ein Vorreiter des Cross-Trainings. Lange bevor es „MMA“ genannt wurde, trainierte er Boxen, Fechten, Wing Chun, Judo und westliches Ringen. Dieses Denken ist heute Standard – ein modernes Gym kombiniert meist Striking, Grappling und Conditioning. JKD als strategischer Rahmen Für Wettkämpfer kann JKD eine mentale Landkarte bieten, um den eigenen Stil zu entwickeln. Statt sich strikt an ein Regelwerk zu klammern, stellt JKD Fragen: Was funktioniert für mich? Wo liegen meine Stärken – Reichweite, Schnelligkeit, Technik? Wie kann ich Schwächen des Gegners effektiv ausnutzen? Diese Denkweise erlaubt es Kämpfern, nicht nur zu reagieren, sondern strategisch vorauszuplanen – ein riesiger Vorteil im Wettkampf. Fazit: Kein Relikt, sondern ein Werkzeugkasten JKD mag in traditionellen Kampfsportschulen nicht mehr so präsent sein wie zu Bruce Lees Zeiten, aber seine Philosophie lebt in vielen erfolgreichen Kampfsportlern weiter – ob bewusst oder unbewusst. In einer Welt, die auf Effektivität und Individualität setzt, ist JKD aktueller denn je.  Jeet Kune Do ist kein Stil – es ist ein Prozess. Und in diesem Prozess liegt die Zukunft des modernen Kampfsports.
von Ulf Ahlbrecht 23. April 2025
In den letzten Jahren erlebt eine traditionsreiche, fast vergessene Grappling-Disziplin ein unerwartetes Comeback im modernen MMA: Catch Wrestling. Während brasilianisches Jiu-Jitsu lange Zeit die dominierende Bodenkampfkunst war, entdecken immer mehr Kämpfer die explosiven und aggressiven Techniken des Catch Wrestling – und das aus gutem Grund. Was ist Catch Wrestling? Catch Wrestling („Catch-as-Catch-Can“) stammt aus dem späten 19. Jahrhundert und hat seine Wurzeln in England. Anders als viele moderne Grappling-Stile ist Catch von Natur aus offensiv, dominant und submission-orientiert. Ziel ist es, den Gegner so schnell wie möglich zur Aufgabe zu zwingen – ideal für das MMA. Die finalisierenden Techniken: Schmerz und Kontrolle Was Catch Wrestling im MMA besonders attraktiv macht, sind seine schmerzhaften und oft ungewöhnlichen Submission-Techniken, die nicht nur effektiv, sondern auch schwer zu verteidigen sind: Neck Cranks – brutal und kaum im BJJ trainiert. Sie setzen enorme Spannung auf die Wirbelsäule und können einen Kampf schnell beenden. Toe Holds – eine uralte Technik, die das Sprunggelenk attackiert und sich perfekt eignet, um Gegner im Stand oder Boden zu überraschen. Wrist Locks – im Catch sehr beliebt. Sie wirken schnell, oft unerwartet, und sind ideal aus Scrambles oder Top Positionen. Face Cranks / Crossface Cranks – kein reiner „Choke“, sondern purer Schmerz über das Gesicht oder den Kiefer. Legal im MMA, aber selten trainiert – ein Vorteil für Catch-Wrestler. Warum es wieder populär wird Viele moderne MMA-Kämpfer suchen nach Wegen, ihre Gegner zu dominieren, ohne sich auf das „Guard-Spiel“ zu verlassen. Catch Wrestling bietet Top Control, Scramble-Überlegenheit und Submission-Vielfalt, die in einem Octagon den Unterschied machen kann. Kämpfer wie Josh Barnett oder Erik Paulson sind prominente Vertreter dieses Stils und zeigen, wie wirkungsvoll diese Techniken auch heute noch sind. Fazit: Catch Wrestling ist nicht nur Old School – es ist brutal effizient, strategisch raffiniert und maßgeschneidert für MMA.
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