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Die stille Ehre, ein Sifu zu sein

Ulf Ahlbrecht • 28. Juli 2025

Ein persönlicher Gedanke über Verantwortung, Demut und den wahren Kern der Kampfkunst

Es gibt in meinem Leben keinen Titel, den ich mit mehr Ehrfurcht und innerer Dankbarkeit trage als den eines Sifu. Viele denken, Sifu zu sein bedeute in erster Linie, Techniken zu beherrschen oder Wissen weiterzugeben. Doch für mich – und für jeden, der den wahren Weg der Kampfkunst geht – bedeutet dieser Titel weit mehr. Es ist keine Auszeichnung, die man sich einmal verdient und dann für immer behält. Es ist vielmehr eine tägliche Verpflichtung, ein Versprechen, das ich mir selbst und meinen Schülern immer wieder neu gebe: diesem Weg mit Aufrichtigkeit, Hingabe und Demut zu dienen.

Mehr als ein Lehrer – ein Begleiter auf dem Weg

Der Begriff Sifu wird oft als „Lehrmeister“ übersetzt, doch in seiner tieferen Bedeutung meint er so etwas wie einen „Wegbereiter“ – jemanden, der nicht nur unterrichtet, sondern führt, begleitet und inspiriert. Ich habe nie darum gebeten, Sifu genannt zu werden. Es war ein Name, der mir von meinen Schülern und Lehrern gegeben wurde – und genau das macht ihn so bedeutungsvoll.



Denn mit diesem Titel kommt keine Macht. Er bringt Verantwortung. Und er verlangt Demut.


Ein Sifu ist jemand, der sein eigenes Ego zurückstellt, um Raum für das Wachstum anderer zu schaffen. Ich bin kein Held, kein Guru, kein allwissender Meister. Ich bin jemand, der den Weg der Kampfkunst etwas länger geht – und dadurch vielleicht ein paar Stolpersteine kennt, vor denen ich andere warnen kann. Ich versuche, ein Licht anzuzünden, ohne dabei selbst im Mittelpunkt stehen zu wollen.

Verantwortung, die nicht sichtbar, aber spürbar ist

Jede*r, der sich mir anvertraut, bringt nicht nur den Wunsch zu lernen mit, sondern auch eigene Hoffnungen, Ängste und Fragen. Als Sifu ist es meine Aufgabe, diesen Raum zu halten – mit Respekt, mit Geduld und mit offenen Augen.


Es geht nicht darum, zu führen, weil ich es kann – sondern weil ich es darf.


Diese Erlaubnis, die mir meine Schüler jeden Tag aufs Neue geben, erfüllt mich mit Dankbarkeit.

Ich trage nicht nur Verantwortung für das, was ich lehre, sondern auch für das, was ich vorlebe. Meine Worte, meine Haltung, mein Umgang mit Konflikten – all das prägt die Kultur meiner Schule. Und genau deshalb muss ich mich immer wieder selbst prüfen: Handle ich aus Überzeugung oder aus Stolz? Führe ich, um zu helfen – oder um Recht zu behalten?



Ein Sifu zu sein heißt für mich, nie aufzuhören, an mir selbst zu arbeiten. Ich darf von meinen Schülern nichts verlangen, was ich selbst nicht bereit bin zu leben.

Die wahre Kraft liegt in der Haltung

Unsere Kampfkunst lehrt kraftvolle Techniken, ja. Doch ihre eigentliche Kraft liegt woanders: In der Stille, in der Beherrschung, in der Achtung vor dem anderen. Diese Werte müssen gepflegt werden – nicht mit Worten, sondern im Tun.



In einer Welt, in der oft Lautstärke mit Stärke verwechselt wird, sehe ich es als meine Aufgabe, einen anderen Weg vorzuleben. Ich möchte nicht durch Strenge beeindrucken, sondern durch Beständigkeit. Nicht durch Perfektion, sondern durch Aufrichtigkeit.


Gerade in schwierigen Momenten zeigt sich, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Wenn ein Schüler zweifelt. Wenn ein Konflikt im Raum steht. Wenn es leichter wäre, wegzusehen oder zu urteilen. Dann erinnere ich mich daran, dass meine wichtigste Aufgabe nicht das Lehren ist – sondern das Da-Sein.

Ein Ehrenplatz, den man sich täglich neu verdient

Ich habe viele Jahre trainiert, bin durch Höhen und Tiefen gegangen, habe vieles gewonnen – und auch manches verloren. Doch das Wertvollste, was mir dieser Weg gegeben hat, ist nicht ein Gürtel, kein Zertifikat, kein Titel. Es ist die Verbindung zu den Menschen, die mir vertrauen.


Und das Wissen, dass ich diesen Weg nicht für mich gehe. Sondern für etwas Größeres.


Die Verantwortung, ein Sifu zu sein, darf nie zur Selbstverständlichkeit werden. Ich sehe sie als ein Geschenk – eines, das man nur behalten kann, wenn man es achtsam trägt. Nicht mit Stolz, sondern mit Demut. Nicht mit Anspruch, sondern mit Hingabe.


Es ist meine Aufgabe, den Weg offen zu halten – für die, die ihn gehen wollen. Und ich bin dankbar, dass ich ihn gehen darf – mit ihnen, nicht vor ihnen. Schritt für Schritt.

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Warum der Stil allein nicht mehr reicht? Ich habe selbst mit Boxen angefangen. Danach kamen BJJ, Muay Thai, Ringen – du kennst das Spiel. Aber erst als ich begonnen habe, die Grenzen zwischen den Disziplinen aufzulösen, habe ich Fortschritte gesehen – bei mir und bei meinen Athleten. Ein harter Lowkick ist stark – aber was, wenn der Gegner dich sofort runterzieht? Ein Double-Leg Takedown ist klasse – aber was, wenn dein Kopf auf einem Ellenbogen landet? Ein Triangle-Choke ist tödlich – aber nur, wenn du es in der Hitze eines Ground-and-Pound-Sturms kontrollieren kannst. Integration statt Addition Viele denken, MMA bedeutet, einfach mehrere Stile zu „lernen“. Boxen montags, Ringen mittwochs, Jiu-Jitsu am Freitag. Aber so funktioniert das nicht. Was du brauchst, ist Verbindung. Techniken, die ineinandergreifen. Bewegungen, die ohne Brüche vom Stand zum Boden, vom Grappling zum Striking führen. Ich trainiere meine Kämpfer so, dass sie nicht in Stil-Schubladen denken, sondern in Situationen: Wie komme ich nach einem Schlagabtausch direkt in den Clinch? Wie sichere ich meine Top-Control gegen explosive Gegner? Wie nutze ich BJJ nicht nur zum Submittieren – sondern zum Überleben? JKD-Mentalität im modernen Kontext Was mich dabei immer begleitet, ist die Philosophie von Bruce Lee. Jeet Kune Do war nie ein System – es war eine Haltung. „Nimm, was funktioniert. Lass weg, was nicht. Mach’s zu deinem Eigenen.“ Und genau das gilt heute mehr denn je. In einem Sport, der sich ständig verändert, musst auch du dich ständig anpassen. Fazit: Der Sieger ist, wer verbindet Ich habe viele Athleten gesehen, die in ihrer Komfortzone glänzen – und genau dort verlieren. Der wahre Champion denkt nicht in Disziplinen, sondern in Lösungen. Wenn du MMA wirklich meistern willst, dann hör auf, ein Boxer zu sein, der auch BJJ kann. Werde ein kompletter Kämpfer, der in jeder Phase des Kampfes zuhause ist. 📩 Du willst mehr über mein Training oder Coaching erfahren? Schreib mir – oder komm direkt auf die Matte. Denn eins ist sicher: Im Käfig zählt nicht, was du gelernt hast. Es zählt, was du nutzen kannst.
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