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Die 12 Bereiche des Kali: Ein umfassender Leitfaden

Ulf Ahlbrecht • 8. September 2024

Die Waffe macht den Unterschied

Kali, auch bekannt als Eskrima oder Arnis, ist eine philippinische Kampfkunst, die für ihre Vielseitigkeit und Effektivität bekannt ist. Diese Kunstform ist nicht nur eine Sammlung von Techniken, sondern ein umfassendes System, das sich auf verschiedene Waffenarten und unbewaffnete Techniken konzentriert. Das Kali-System nach dem Inosanto Blend, entwickelt von Dan Inosanto, einem der renommiertesten Schüler von Bruce Lee, gliedert sich in 12 verschiedene Bereiche. Jeder dieser Bereiche hat seine eigenen Besonderheiten und Schwerpunkte, die zusammen ein vollständiges Verständnis dieser faszinierenden Kampfkunst ermöglichen. In diesem Blog-Beitrag werden wir die 12 Bereiche des Kali näher beleuchten.

1. Bereich: Einzelwaffe
Im ersten Bereich des Kali wird der Umgang mit einer einzelnen Waffe geübt. Dazu gehören:

Einzelstock: Der Stock, oft aus Rattan, ist die am häufigsten verwendete Waffe im Kali. Techniken umfassen Schlagmuster, Block- und Kontertechniken.
Einzelschwert: Das Schwert, traditionell ein Kampilan oder Kris, wird ähnlich wie der Stock geführt, jedoch mit besonderem Fokus auf Schneid- und Stichtechniken.
Einzelstock (Cane): Der Cane ist eine längere Variante des Stocks und wird oft in Kombination mit defensiven Bewegungen genutzt.

Diese Disziplinen legen den Grundstein für die Handhabung anderer Waffen im Kali.

2. Bereich: Doppelwaffe 
Dieser Bereich konzentriert sich auf den gleichzeitigen Einsatz von zwei Waffen, was das Timing, die Koordination und die Ambidextrie (Beidhändigkeit) schult.

Doppelstock: Hierbei werden zwei Stöcke verwendet, um schnelle, abwechselnde oder gleichzeitige Angriffe und Verteidigungen auszuführen.
Doppelschwert: Das Training mit zwei Schwertern verstärkt die Fähigkeit, zu schneiden und zu parieren, wobei beide Hände aktiv genutzt werden.
Doppelaxt, etc.: Neben Stöcken und Schwertern können auch andere Waffen, wie Äxte, im Doppel eingesetzt werden, um die Vielseitigkeit des Kämpfers zu erhöhen.

3. Bereich: Lange & kurze Waffe
In diesem Bereich geht es um die Kombination von einer langen und einer kurzen Waffe, was eine größere Reichweitenkontrolle ermöglicht.

Stock & Dolch: Der Stock bietet Reichweite, während der Dolch in der Nahdistanz eingesetzt wird.
Langer Stock & kurzer Stock: Diese Kombination erlaubt es, verschiedene Distanzen schnell zu überbrücken.
Schwert & Dolch: Bekannt auch als „Espada y Daga“, wird diese Technik oft verwendet, um den Gegner mit dem Schwert auf Distanz zu halten und mit dem Dolch gezielt anzugreifen.
Schwert & Schild: Hier wird ein Schild verwendet, um Angriffe abzuwehren und mit dem Schwert zu kontern.

4. Bereich: Doppelte kurze Waffen
Dieser Bereich fokussiert sich auf die Verwendung von zwei kurzen Waffen gleichzeitig.

Doppeldolch: Die Verwendung von zwei Dolchen ermöglicht schnelle und präzise Angriffe sowie eine effektive Verteidigung.
Doppelkurzstock: Ähnlich wie bei den Dolchen, erlaubt die Verwendung von zwei kurzen Stöcken schnelle, kombinierte Schlagtechniken.

5. Bereich: Einzelne kurze Waffe
Hier wird die Kunst des Kampfes mit einer einzigen kurzen Waffe vertieft.

Einzeldolch: Der Dolch ist eine vielseitige Waffe, die in der Nahdistanz tödlich sein kann.
Einzelstock (12" oder 15"): Der kurze Stock ist ideal für den Einsatz in engen Räumen und zur Abwehr von Angriffen.

6. Bereich: Spezialisierte kurze Waffen
Dieser Bereich befasst sich mit Waffen, die speziell auf bestimmte Kampfsituationen zugeschnitten sind.

Ilisi Palad (Palm Stick): Ein kurzer Stock, der in der Handfläche gehalten wird, ideal für diskrete Selbstverteidigung.
Doppelend-Dolch: Ein Dolch mit zwei scharfen Enden, der sowohl zum Stoßen als auch zum Schneiden verwendet wird.

7. Bereich: Pangamut (leere Hände)
Pangamut umfasst die unbewaffneten Techniken im Kali.

Panatukan (Boxen): Die philippinische Form des Boxens, die Elemente des westlichen Boxens integriert, jedoch auch Augenstiche und Ellbogenschläge enthält.
Panadiakan (Treten): Kicktechniken, die sich durch niedrige, schnelle Tritte auszeichnen, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Dumog Layug (Grappling): Ein philippinischer Ansatz des Ringens, der Techniken zum Werfen und Kontrollieren des Gegners beinhaltet.
Hikot-Hikot-Hubad-Lubud: Verschiedene Greif- und Kontrolltechniken, die oft im Nahkampf eingesetzt werden.

8. Bereich: Lange Waffen
In diesem Bereich wird der Umgang mit langen Waffen trainiert, die Reichweite und Kraft bieten.

Stab (Sibat): Ein langer Stab, der sowohl zum Schlagen als auch zum Stechen verwendet wird.
Ruder (Dula): Eine improvisierte Waffe, die traditionell in maritimen Gefechten eingesetzt wurde.
Speer (Bangkaw): Der Speer kombiniert die Reichweite eines Stabes mit der Durchschlagskraft einer Klinge.
Speer & Schild (kreisförmig): Die Kombination aus Speer und Schild erfordert eine besondere Koordination, um sowohl offensiv als auch defensiv effektiv zu sein.

9. Bereich: Flexible Waffen
Flexible Waffen bieten einzigartige Herausforderungen und Vorteile.

Sarong: Ein traditioneller Stoff, der als improvisierte Waffe verwendet wird, ähnlich wie ein Seil.
Gürtel: Ein Gürtel kann zum Fesseln, Schlagen oder als Defensivmittel eingesetzt werden.
Peitsche (Latigo): Die Peitsche bietet eine große Reichweite und kann sowohl zur Kontrolle als auch zur Verletzung des Gegners eingesetzt werden.

10. Bereich: Wurfwaffen
Dieser Bereich konzentriert sich auf Waffen, die auf Distanz eingesetzt werden können.

Speer: Der Speer ist eine klassische Wurfwaffe, die mit Präzision und Kraft eingesetzt wird.
Dolch: Ein gut geworfener Dolch kann einen Gegner schnell ausschalten.
Holzsplitter: Kleine, scharfe Holzstücke, die als improvisierte Wurfwaffen verwendet werden können.

11. Bereich: Wurfgeschosse
Wurfgeschosse sind Waffen, die aus der Distanz geschossen werden.

Bogen und Pfeil: Der Bogen ermöglicht präzise Angriffe aus großer Entfernung.
Blasrohr: Eine stille und tödliche Waffe, oft mit vergifteten Pfeilen verwendet.
Moderne Schusswaffe: In diesem Bereich werden auch moderne Feuerwaffen in das Training integriert, um das Verständnis für die Prinzipien von Distanz und Timing zu vertiefen.

12. Bereich: Zusätzliche Ausbildung
Dieser Bereich erweitert das Verständnis von Kali über den physischen Kampf hinaus.

Heilkunst: Traditionelle Heiltechniken, die oft von Kämpfern genutzt wurden, um Verletzungen zu behandeln.
Spirituelle Künste: Meditation und spirituelle Praktiken, die zur mentalen Stärke und inneren Ruhe beitragen.
Mentale Künste: Strategien und Techniken, um den Geist zu schärfen und die mentale Stärke zu erhöhen.
Geschichte & Traditionen: Das Studium der historischen und kulturellen Hintergründe von Kali, um ein tieferes Verständnis und Respekt für die Kunst zu entwickeln.

Fazit
Die 12 Bereiche des Kali bieten ein umfassendes und tiefgründiges Training, das weit über einfache Techniken hinausgeht. Durch das Erlernen und Verfeinern dieser Bereiche entwickelt ein Kampfkünstler nicht nur physische Fähigkeiten, sondern auch mentale und spirituelle Stärke. Kali ist nicht nur eine Kampfkunst, sondern ein Weg des Lebens, der Disziplin, Respekt und Ausdauer fördert. Egal, ob du Anfänger oder Fortgeschrittener bist – die Vielfalt und Tiefe dieser 12 Bereiche bieten jedem die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen.
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